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Noch mehr Bücher für die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Förderverein Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg e.V. übergibt erneut namhafte Bücherspende

Wie schon mehrfach seit ihrer Gründung im Jahr 2010 übergab die ‚Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg e. V.‘ anlässlich ihrer Mitgliederversammlung wieder rund 50 von ihr erworbene Bücher und Grafikblätter an den Bibliotheksleiter Dr. Karl-Georg Pfändtner zur Ergänzung der Bestände der Bibliothek.

Zu den bemerkenswertesten Erwerbungen, die diesmal übergeben werden konnten, gehört, wie der Erste Vorsitzende Dr. Helmut Zäh erläuterte, die vierbändige Pinacotheca Mariana oder Marianischer Bilder-Saal, die zu jedem Tag des Jahres einen kunstvoll ausgeführten Kupferstich mit einer Heiligendarstellung enthält. Das 1760 in dem berühmten Augsburger Kunstverlag der Gebrüder Klauber erschienene Werk ist so selten, dass die Kunstgeschichte bislang so gut wie keine Notiz davon nahm. Die Darstellung zum 4. Juli, dem Fest des hl. Ulrich, wird in keiner der vielen Publikationen über den Augsburger Stadtpatron erwähnt.
Nicht weniger bedeutend ist ein Neuzugang für die bereits beachtliche Sammlung der Bibliothek an Silbereinbänden. Der von der ‚Initiative‘ erworbene Einband enthält zwei zusammengebundene, 1802 in Augsburg bzw. 1803 in München gedruckte Gebetbücher und wurde um 1805 im süddeutschen Raum, wohl in Augsburg oder München, angefertigt. Aufgrund seiner zahlreichen Gold- und Silberschmiede war Augsburg ein Zentrum für die Herstellung solcher repräsentativer Einbände, die nahezu ausschließlich für Gebet- und Messbücher verwendet wurden.
Angesichts der Flut an katholischer Erbauungsliteratur, die im 19. Jahrhundert die Buchproduktion in Augsburg dominierte, überrascht es ein wenig, dass in dem aufgeklärten protestantischen Verlag Jenisch & Stage ein Eheratgeber erschien, der explizit auch Fragen der Sexualität behandelt. Der Verfasser wollte sich jedoch nicht zu erkennen geben und verbarg sich hinter einem Pseudonym (Robert Hymenophilos), das bis heute nicht aufgelöst werden konnte. Die Nachfrage nach dem Büchlein scheint recht groß gewesen zu sein, da es innerhalb weniger Jahre dreimal aufgelegt wurde. Mit der jetzt von der ‚Initiative‘ übergebenen ersten Auflage von 1842 besitzt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg als einzige Bibliothek überhaupt alle drei Auflagen.
Der Verlag Jenisch & Stage brachte eine große Anzahl populärwissenschaftlicher Werke zu naturkundlichen Themen heraus, die nicht alle im Bestand der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vorhanden sind. Durch die von der ‚Initiative‘ erworbenen Unterhaltungen aus der Naturgeschichte für Knaben und Mädchen (1841), verfasst von dem „Oberleiter der drei Kleinkinderbewahranstalten Augsburgs“ Johann Georg Wirth (1807 – 1851), und das Allgemeine praktische Handbuch der gesammten Gärtnerei (1839) aus der Feder des literarisch ungemein produktiven fränkischen Gutsbesitzers Jakob Ernst von Reider (1784 – 1853) konnten nun zwei dieser Lücken geschlossen werden.
Besonderes Interesse bei den Anwesenden bei der Übergabe der Schenkung fand ein großformatiges Ansichtenwerk aus dem Jahr 1833 über das damals noch romantisch-verschlafene Städtchen Dieppe in der Normandie, bevor es sich zum mondänen Seebad entwickelte. Die bezaubernden Illustrationen schuf der bekannte französische Lithograf Victor Adam (1801 – 1866). Zur Steigerung des Absatzes wurde das Werk nicht nur am Erscheinungsort Paris, sondern auch in London sowie in Augsburg von dem Kunstverlag des aus dem Trentino eingewanderten Santo Tessari (1759 – 1842) vertrieben.
Weiter fortgesetzt werden konnte zudem die Ergänzung der weltweit einmaligen Sammlung der Bibliothek an Werken des Jugendschriftstellers Christoph von Schmid (1768 – 1854) und damit die Förderung eines laufenden Dissertationsprojekts zu diesem überaus erfolgreichen Autor. Einige der von der ‚Initiative‘ neu erworbenen Ausgaben konnten bereits 2023 im Rahmen der Ausstellung „200 Jahre Rosa von Tannenburg und Das Blumenkörbchen“ gezeigt werden.

Über die unerwartete Bescherung mitten im Sommer zeigte sich Bibliotheksleiter Dr. Karl- Georg Pfändtner positiv überrascht und höchst erfreut: „Unser Freundeskreis ist einfach eine wichtige dauerhafte Unterstützung für unser Haus, sowohl finanziell wie auch durch die Leidenschaft und Fachkenntnis, mit der wir nun wieder bedacht wurden.“

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