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Newsletter Nr. 38 (19. Oktober 2022)

Willkommen beim Newsletter der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg.
Hier erhalten Sie Informationen zu Veranstaltungen und Ausstellungen sowie allgemeine Informationen zu unseren Angeboten.

 

Auszug aus der Schaezlerstraße

Liebe Freunde unserer Bibliothek,

wie es scheint, wird es ernst: Wir gehen! Der aktuellste Termin für den Auszug der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg aus der Schaezlerstraße 25 ist nun ab Ende November 2022. Voraussichtlich ab 28.11.2022 wird hier für den Publikumsverkehr geschlossen sein; die Fernleihe ist leider jetzt schon nicht mehr möglich. Alles muss verpackt und vor allem etwa 500.000 Medien müssen umgezogen werden. Der Hauptteil davon und alle IT-Einrichtungen und Geräte werden ins ehemalige Augsburger Bayernkolleg in die Schillstraße 94 transportiert, das extra für uns ertüchtigt wurde, und unsere Handschriften und Inkunabeln vorübergehend nach München zur Bayerischen Staatsbibliothek. Dort können diese nach Bestellung auch eingesehen werden. Ansonsten gelten für unser Interimsquartier fast die gleichen Bedingungen und Serviceleistungen wie am alten Standort. Der dortige Lesesaal wird etwas kleiner sein, aber Sie werden wie immer Tageszeitungen, Zeitschriften und Präsenzbestand lesen und mit Bestellungen aus den Magazinen arbeiten können.
Für etwa sechs bis acht Wochen muss die Bibliothek für Sie komplett geschlossen bleiben. Es ist geplant, dass Ende Januar 2023 dann alles in Lechhausen bereit ist, und wir wieder öffnen können. Wer aus unseren Beständen in der geschlossenen Zeit Medien entliehen hat, braucht sie erst dann zurückzubringen.

Bleiben Sie uns treu! Darauf freuen wir uns!
 

Hochkarätiger Zuwachs für die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Förderverein übergibt namhafte Bücherspende

Anlässlich der Mitgliederversammlung des Vereins übergab im Juli der Vorstand der Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg e.V. an den Bibliotheksleiter Dr. Karl-Georg Pfändtner mehr als 80 gedruckte Bücher, Handschriften und Grafikblätter zur Erweiterung des Bibliotheksbestands. Der Verein, gegründet 2010, als die damalige Stadtregierung den Fortbestand der Bibliothek in Frage stellte, konzentrierte sich während der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie in seiner Tätigkeit zur Unterstützung der Bibliothek auf die Erwerbung von antiquarischen Büchern zur Bestandsergänzung. Auch wenn die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg über einzigartige Bestände zu Stadt, Umkreis und insgesamt Bayerisch-Schwaben verfügt, ist bei weitem nicht jedes in Augsburg gedruckte Buch vorhanden. „Die alte Stadtbibliothek wurde bis weit ins 19. Jahrhundert ausschließlich von protestantischen Direktoren geleitet, die mit katholischer Erbauungsliteratur wenig anfangen konnten. Dabei machte gerade diese Literatur jahrhundertelang den Hauptanteil der Augsburger Verlagsproduktion aus“, erklärt Michael Ritter, 2. Vorsitzender der ‚Initiative‘.

Aufgrund der äußerst beengten Verhältnisse im alten, bis 1893 genutzten Bibliotheksgebäude im Annahof wurden zahlreiche wertvolle Werke, weil von ihnen noch weitere Exemplare vorhanden waren, als sogenannte Doubletten abgegeben. Dadurch wurde der historische Bestand erheblich dezimiert. Zwei der auf diese Weise abhanden gekommenen Bücher, deren Bewahrung oft wegen ihrer Provenienz heute trotzdem interessant gewesen wäre, konnten nun von der ‚Initiative‘ wieder zurückgeführt werden. Eines davon hatte 1563 der damalige Stadtbibliothekar Hieronymus Wolf (1516–1580) aus Anlass der Fertigstellung des Gebäudes im Annahof kostbar binden lassen und ‚seiner‘ Bibliothek geschenkt.

Zu den bemerkenswertesten Neuerwerbungen gehört die 1833 im Verlag Dannheimer in Kempten erschienene ‚Kosmethik des weiblichen Geschlechts‘, die erste von einer Frau verfasste Schrift über Kosmetik in deutscher Sprache. Erforscht hat dieses außerordentlich seltene Werk bislang noch niemand. Auch über die Verfasserin Jakobine Weiler weiß man bisher nur, dass sie eine Tochter der Sophie Juliane Weiler, der Autorin des in zahlreichen Auflagen erschienenen ‚Augsburgischen Kochbuchs‘, war. Ansonsten kennt man nicht einmal ihre Lebensdaten. Ähnlich selten sind zahlreiche weitere Werke aus der Schenkung der ‚Initiative‘, wie etwa der 1838 in Ottobeuren gedruckte ‚Auszug aus meinem Tagebuche während meines dreijährigen Aufenthaltes in Griechenland‘, verfasst von einem Freiwilligen, der sich 1835 den bayerischen Unterstützungstruppen für König Otto angeschlossen hatte. Zur Erweiterung der bedeutenden Einbandsammlung der Bibliothek konnte ihr Freundeskreis sechs außergewöhnliche Stücke erwerben, zwei Fugger-Einbände und vier Wappeneinbände aus der Bibliothek des Jaroslav Borsita von Martinitz (1582–1649), der als eines der Opfer des Prager Fenstersturzes in die Geschichte eingegangen ist.

Einen besonderen Schwerpunkt der Schenkung der ‚Initiative‘ bilden Ausgaben von Werken des Jugendschriftstellers Christoph von Schmid (1768–1854), dessen weltberühmtem Weihnachtslied ‚Ihr Kinderlein kommet‘ die Bibliothek 2018 eine Ausstellung gewidmet hatte. Die 3. Vorsitzende Katrin Holly erläutert hierzu: „Zu den Illustrationen der Werke Christoph von Schmids läuft aktuell ein Dissertationsprojekt. Wenn nun die ‚Initiative‘ Ausgaben erwirbt, die in der Schmid-Sammlung der Bibliothek fehlen, vermehrt sie damit nicht nur die weltgrößte, aber noch lange nicht komplette Sammlung von Werken Schmids. Vielmehr unterstützt der Verein zugleich die Doktorandin und kommt seinem satzungsmäßigen Auftrag nach, Forschungen zu den Beständen der Bibliothek zu fördern.“

Über die unerwartete Bescherung mitten im Sommer zeigte sich Bibliotheksleiter Dr. Karl-Georg Pfändtner positiv überrascht und höchst erfreut: „Das sind tolle Stücke, um die sich Helmut Zäh bemüht hat. Nicht nur die Geld- und Sachspenden der ‚Initiative‘ für unser Haus sind bemerkenswert, sondern vor allem auch das persönliche Engagement, allen voran des Ersten  Vorsitzenden. Alleine könnte die Bibliothek das sicher nicht stemmen.“
 

Irseer Musikhandschrift restauriert

Schwäbisches Bildungszentrum Irsee unterstützt Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg hat eine aus der ehemaligen Benediktiner-Abtei Irsee stammende Musikhandschrift (mit der Signatur Tonk Schl 95) restaurieren lassen. Finanziert wurde die Maßnahme vom Freundeskreis Initiative Staats- und Stadtbibliothek Augsburg e.V. dank einer Spende des Schwäbischen Bildungszentrums Irsee. Nach der Aufarbeitung im Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) München wurde die Musikhandschrift jetzt wieder – nach kurzer öffentlicher Präsentation – in den Augsburger Bibliotheksbestand eingegliedert.

Die einmalige Handschrift, ein großformatiges und repräsentatives Chorbuch, enthält Kompositionen aus Irsee selbst – von Carolus Andreae (Abt in Irsee von 1612 bis 1627) und von Gregor Stemmelius (verstarb 1619 im Benediktinerkloster Irsee) –, aber auch der italienischen Renaissance-Kapellmeister und Komponisten Costanzo Porta, Gregorio Zucchini und Lorenzo Vecchi, des franko-flämischen Komponisten und Sängers Jakob Regnart sowie der deutschsprachigen Komponisten Gregor Aichinger (geboren 1564 in Regensburg, gestorben 1628 in Augsburg), Albert Reder und Blasius Ammon. Sie ist Teil eines Erschließungsprojekts zu knapp 80 Musikhandschriften unserer Bibliothek, in dem – gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – erstmals die umfassende musikwissenschaftliche Dokumentation und kostenfreie Bereitstellung der Quellen im Internet ermöglicht wurden. Bestandteil der Digitalisierung war neben dem Online-Katalognachweis und dem vollständigen hochwertigen Scan der Quellen (für die Irseer Handschrift: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00134903-3) auch eine Dokumentation der im Papier enthaltenen Wasserzeichen mittels Thermographie-Technik.

Dr. Helmut Zäh, Vorsitzender des Freundeskreises ergänzt: „Die Musikhandschrift dokumentiert die reiche kirchenmusikalische Praxis des Klosters zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Sie enthält 35 fünf- bis achtstimmige lateinische Motetten, die größtenteils als Gradualien für den Winterteil des Kirchenjahres zusammengestellt worden waren. Als Schreiber des Kodex zeichnet Johann Seytz, Subprior zu Irsee, der in einer anderen Musikhandschrift im Jahr 1615 erstmals in Irsee nachgewiesen ist. Sein Todesdatum, der 15. August 1619, ist im jetzt restaurierten Chorbuch Tonk Schl 95 vermerkt. Zum Augsburger Exemplar gehört ein Pendant, das sich nach der Säkularisation in der Proske-Sammlung der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg (unter der Signatur Codex C 92) erhalten hat. Beide enthalten sog. Solennia, also Festmusiken zum Benediktus-Fest 1614, das in Irsee offensichtlich sehr üppig gefeiert worden war.“

Der Leiter des Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrums des Bezirks Schwaben, Dr. Stefan Raueiser, freut sich: „In der Renaissance gab es in Kloster Irsee ein intensives Musikleben. Wir haben daher 2014 das Projekt einer Noten-Übertragung im Rahmen der ‚Edition Ursin‘ unterstützt, die dank einer Einspielung mit den Aurelius Sängerknaben Calw und dem studio XVII augsburg von Roland Götz auch hörbar geworden ist. Dank der konservatorischen Behandlung der in Augsburg verwahrten Musikhandschrift sichern wir nun den dauerhaften Erhalt der außerordentlichen Qualität dieser Irseer Kompositions-Sammlung, was bisher nicht möglich war.“
 

Beste Grüße!

Ihr Bibliotheksteam

Impressum

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Schillstraße 94
86169 Augsburg

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Newsletter-Redaktion: Dr. Karl-Georg Pfändtner
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Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg ist eine Behörde des Freistaats Bayern. Mittelbehörde ist die Bayerische Staatsbibliothek in München. Oberste Dienstbehörde ist das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in München.

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