Christoph von Schmid

Christoph von Schmid (1768-1854) war zu Lebzeiten ein international gefeierter Schriftsteller. Neben dem Liedtext Ihr Kinderlein kommet, verfasste er zahlreiche Erzählungen für Kinder und Jugendliche.
Schmid wurde 1768 in Dinkelsbühl geboren und studierte in Dillingen Theologie. Dort schloss er eine lebenslange Freundschaft mit dem Professor Johann Michael Sailer, dem späteren Bischof von Regensburg. In Zeiten der Napoleonischen Kriege wirkte Schmid als junger Seelsorger in Nassenbeuren, Seeg im Allgäu und Thannhausen an der Mindel. Bereits in dieser Zeit begann er für Kinder zu schreiben, zunächst eine Biblische Geschichte und andere Bücher für den Schulunterricht. 1810 gelang ihm der Durchbruch als belletristischer Jugendschriftsteller, mit Genovefa, einer Neuerzählung der Legende der Genovefa von Brabant.
1816 trat Schmid eine Pfarrstelle in Oberstadion in Württemberg an. Im selben Jahr erschien sein größter Erfolg Die Ostereyer. In Bezug darauf wurde er künftig als ‚Der Verfasser der Ostereier‘ bekannt. Von da an publizierte er fast jedes Jahr eine neue Jugendschrift. Besonders die Werke der 1810er und 1820er Jahre erlangten rasch Klassikerstatus: Neben den bereits genannten auch Heinrich von Eichenfels, Rosa von Tannenburg, Das Blumenkörbchen und Der Weihnachtsabend.
Als Mitte der 1820er-Jahre seine Gesundheit nachließ, vermittelte sein Freund Sailer Schmid eine Domherrenstelle in Augsburg. Er war dort für das kirchliche Unterrichtswesen im Bistum Augsburg zuständig. Schmid hatte die Stelle bis zu seinem Tode 1854 inne und war in dieser Zeit eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt. Seine Bücher wurden in alle damals gängigen Sprachen übersetzt, und erschienen weltweit. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts geriet sein Prosawerk in Vergessenheit.
Eine dezidierte Sammlungstätigkeit der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zu Schmid ist erstmals um 1900, unter dem Bibliotheksleiter Thaddäus Ruess nachweisbar. Ein erster Anstoß könnte auch der Nachlass des Neffen Christoph Friedrich Schmid (gest. 1877) gewesen sein, der das Autograf des berühmten Weihnachtsliedes enthält.
Der Bestand der heutigen Schmid-Sammlung wuchs zunächst unter verschiedenen Signaturen. Erst Ende des 20. Jahrhunderts fiel die Entscheidung, eine Sondersammlung zu bilden. Zu den Provenienzen zählt die Büchersammlung des Augsburger Papierhistorikers Albert Haemmerle (1899-1976). Aus der Bibliothek des Historischen Vereins für Schwaben stammen zwei Widmungsexemplare des Autors selbst.
Die Schmid-Sammlung umfasst nahezu vollständig die Erstausgaben und offiziellen Editionen des Schriftstellers in Deutschland. Die Sammlung fremdsprachiger Ausgaben hat ihre Schwerpunkte im Französischen, Englischen und Niederländischen. Teil der Sammlung ist auch Fachliteratur über Schmids Leben und Werk. Derzeit sind über 600 Nummern mit mehr als 1000 Bänden vorhanden.
Schon vor Einrichtung der Sondersammlung waren die Bestände der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg eine unverzichtbare Materialgrundlage für die Forschung. Bereits die erste wissenschaftliche Monografie über Schmid schöpft aus diesen Quellen (Brutscher, Friedrich: Christoph von Schmid. Eine pädagogisch-literarische Studie. München 1917). In neuerer Zeit veranstaltete die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg die Ausstellungen Ihr Kinderlein kommet! Mythos – Geschichte – Welterfolg des bekannten Weihnachtsliedes (2018), und Zweihundert Jahre ‚Rosa von Tannenburg‘ und ‚Das Blumenkörbchen‘ (2023).
Die Bände der Schmid-Sammlung können von allen Interessierten in den Lesesaal bestellt werden. Um im Online-Katalog gezielt in der Sondersammlung zu recherchieren, gibt man im Feld „Signatur“ den Begriff „Schmid“ ein.